(aro). Wer geglaubt hatte, in den vergangenen 15 Jahren bereits alles gesehen zu haben, sah sich am Sonntag in der Handball-Bezirksoberliga im Duell der Dauerrivalen OG Erlangen und HG Amberg getäuscht: Die Gäste aus Amberg brachen nach einer brillanten ersten Hälfte und einer 15:9-Führung komplett ein und mussten sich am Ende sogar deutlich mit 20:25 geschlagen geben. Die Vilsstädter präsentierten sich zu Beginn der Vormittagspartie ausgeschlafen und hatten die Begegnung im Griff. „Unsere Abwehrarbeit war überragend und jeder Spieler hundertprozentig motiviert“, berichtete Roland Schmid, der vor allem Organisator Tobias Streber und Torhüter Martin Feldbauer heraushob. Der Keeper parierte drei Siebenmeter und verzeichnete auch bei Würfen aus dem Feld eine herausragende Abwehrquote. Die Gäste um den 26-Jährigen Ex-Zweitligaspieler Georg Münch wurden in der Nahwurfzone rechtzeitig gedoppelt und hatten insgesamt enorme Probleme, den Ball über die Torlinie zu wuchten. Auf der Gegenseite steuerte Christian Strasser als Denker und Lenker gekonnt das Spiel und setzte seine Nebenleute ein, die auch allesamt eine gute Trefferquote verzeichnen konnten. Das Resultat war eine 15:9-Pausenführung, die höchste in den gut ein Dutzend Vergleichen der beiden Teams auf Erlanger Boden. Alles sah nach 30 Minuten danach aus, dass Schmid auch im dritten Kräftemessen mit der OG seit seiner erneuten Amtsübernahme als Coach der HG siegreich sein würde. Doch es sollte völlig anders kommen. Erlangen änderte nach Wiederanpfiff seine Taktik: Die „Olympioniken“ setzten fortan nicht mehr auf „ganzmannschaftliche Angriffslösungen“ (Schmid), sondern auf die Kleingruppe. Damit sezierten sie die im ersten Durchgang noch so stabile Amberger Deckung regelrecht und Torhüter Martin Feldbauer hatte aus der Nahwurfzone kaum mehr Abwehrmöglichkeiten. Auch im Angriff waren die Gäste auf einmal komplett von der Rolle und es wirkte so, als ob in Durchgang zwei die mit weit weniger Talent gesegneten Zwillingsbrüder der Protagonisten auf der Platte stehen würden. Reihenweise Chancen wurden versiebt und die Unsicherheit wuchs mit jeder Aktion. Nach 21 Minuten hatten die Gäste – die ab der 49. Minute auf Linkshänder Daniel Gschrei nach der dritten Zeitstrafe verzichten mussten, nur drei weitere Tore erzielt, bis zum Schlusspfiff waren es dann insgesamt nur fünf Buden. Nach 30 Vorzeigeminuten folgten 30 Minuten Albtraum, doch die 20:25-Niederage, die gleichzeitig auch noch den verlorenen direkten Vergleich und das Abrutschen auf Rang zehn bedeutete, war grausame Realität. „Es hat nicht die bessere Handballmannschaft gesiegt, aber die Mannschaft, die zum richtigen Zeitpunkt die richtige Lösung hatte. Der Sieg der OG geht nach den gesamten 60. Minuten voll und ganz in Ordnung. Ich bin total enttäuscht und über den Leistungsverlust von Hälfte eins zu Hälfte zwei nur noch verwundert“, bilanzierte ein konsternierter HG-Trainer Roland Schmid.
HG Amberg:
Tor: Feldbauer, Beyer
Feld: Wagner (5), Hirsch (4/1), Strasser (3), Streber, Andersch (je 2), Turner, Ringeisen, Gschrei (je 1), Lulla (1/1) sowie Cardis.