(aro). Vom Glanz und der Brisanz früherer Jahre war beim Landkreis-Derby zwischen der HG Amberg und dem HC Sulzbach wenig zu spüren, dennoch war es einfach schön, dass nach der schier endlosen Corona-bedingten Pflichtspielpause das ungeharzte Leder wieder fliegen durfte.
Über 400 Zuschauer sahen in der triMAX-Sporthalle eine Partie, in der der Favorit aus der Herzogstadt mehr Mühe als erwartet mit dem jungen Amberger Team hatte. Durch einen Schlussspurt sicherte sich Sulzbach aber dann doch noch einen deutlichen 24:17(12:7)-Erfolg.
Der HC hatte turbulente Tage hinter sich: Das Trainergespann Hans-Jürgen Kästl/Michael Klose trat einige Tage vor dem Derby zurück und so nahm Vorsitzender Christian Rohrbach auf der Bank Platz. Der Interimscoach sah eine Anfangsphase, in der seine Mannschaft mehrfach am glänzend aufgelegten HG-Keeper Dominik Raschke scheiterte.
Auf der Gegenseite rettete zu Beginn gleich dreimal das Holz für die Sulzbacher. Amberg hatte in der Deckung Probleme mit den Durchbrüchen des Rückraumrechten Jonas Rohrbach, der wie mehr als ein halbes Dutzend Protagonisten bereits das Trikot der Gegenseite getragen hatte. Drei Tore in Serie brachten den Hausherren nach knapp 15 Minuten das 5:5 in einer tor- und auch niveauarmen Begegnung. In der Folgezeit leisteten sich die Amberger viele technische Fehler ohne Bedrängung und vergaben einige Hundertprozentige.
Symptomatisch waren dann die letzten Sekunden des ersten Durchgangs: Daniel Wagner scheiterte freistehend an HC-Keeper Tobias Männl, im Gegenzug dezimierte sich die HG quasi mit der Halbzeitsirene durch eine unnötige Zeitstrafe selbst. Den fälligen Siebenmeter setzte Jonas Rohrbach an den Pfosten, die 12:7-Pausenführung Sulzbachs sah dann trotzdem wie eine frühe Vorentscheidung aus.
Das glaubten wohl auch die Sulzbacher Spieler, die nach dem Seitenwechsel reichlich uninspiriert auftraten. Dadurch öffneten sie den Ambergern wieder die Tür, die in der 46. Minute auf 14:16 verkürzen konnten.
In der Phase hätte die Partie durchaus kippen können. Doch anstatt weiter mutig mit Durchbrüchen den Erfolg zu suchen, brachten unvorbereitete, zu lasche Schlagwürfe und mitunter hanebüchene technische Fehler die Sulzbacher ohne großes Zutun mehrfach in Ballbesitz.
Drei Tore in der Schlussviertelstunde sind auch bei allem Wohlwollen für das junge Team, das nach dem Abgang von Topscorer Julian Schaller mit dem verletzten Sean Turner auf eine wichtige Stütze verzichten muss, zu wenig. Auch die Deckung half nun auf den Halbpositionen zu wenig aus, so dass Sulzbach mit einfachen Mitteln den dann doch ungefährdeten Sieg herauswerfen konnte. Die Zuschauer, darunter viel Prominenz beider Lager aus glanzvollen Derbyzeiten, waren sich einig: In dieser Form ist Sulzbach kein Titelanwärter. Auch die Amberger müssen sich offensiv deutlich steigern, wenn es mit dem Saisonziel Klassenerhalt etwas werden soll. HG-Betreuer Markus Hartleb zeigte sich besonders mit der Schlussphase unzufrieden: „Das war am Ende zu wenig, sieben Tore Differenz hätten nicht sein müssen.“ HC-Coach Christian Rohrbach sah Steigerungspotenzial, war nach der suboptimalen Vorbereitung und dem Durchhänger in der zweiten Hälfte aber einfach froh, dass der Saisonstart nicht in die Hose gegangen ist.
HG Amberg:
Tor: Raschke, Kiener
Feld: Zilak 4, Nachtman 4/2, Wagner 3/2, Schatz 2, Franz, S. Kistenpfennig, Kührlings, Lulla je 1 sowie M. Kistenpfennig, Heckel, Graf, Spies.
HC Sulzbach:
Tor: Männl, Müller
Feld: Lesak 9, J. Rohrbach 8/4, Smolik 4, Broz, Plössl, Sehnke je 1 sowie Benaburger, Klee, F. Rohrbach, Schmidt, Sommer und Weiß.